Wie gefährlich ist chronischer Schlafmangel?
Wir leben in einer Hochleistungsgesellschaft, in der Leistungsfähigkeit über die menschliche Gesundheit gestellt wird. Kindergarten, Schule, Ausbildung, Studium und letztlich der Beruf bestimmen maßgeblich unseren Tagesablauf. Da wir uns an Stundenpläne und Terminkalender halten müssen um unser Leistungspensum einzuhalten, ist die Menge an Schlaf, die wir erhalten meistens zweitrangig. Doch während die Gesellschaft von uns Leistungsfähigkeit fordert, verlangt der Körper mit der Zeit immer stärker nach genügend Schlaf. Wenn er diesen nicht langfristig bekommt, dann baut er immer weiter ab. Bei chronischem Schlafmangel kommt es zu einer Vielzahl von Folgeerkrankungen und letztlich einer verkürzten Lebenserwartung.
Welche Folgeerkrankungen verursacht chronischer Schlafmangel?
Die Anzahl und Ausprägung von Folgeerkrankungen hängt vom Ausmaß des Schlafmangels ab. Leichter Schlafmangel führt zu einer schlechteren Grundstimmung, verringert die Konzentrations- und intellektuelle Leistungsfähigkeit und macht uns risikofreudiger. Etwas mehr Schlafmangel kann bereits wesentlich schwerere Folgen haben. Während des Schlafs schüttet der Körper Sättigungshormone aus und regeneriert sich. Verletzungen sowie Entzündungen klingen Nachts schneller ab und sogar der Zahnschmelz wird nachts besonders stark erneuert. Schlafmangel führt zu einer geringeren Konzentration von Sättigungshormonen, wodurch bereits das Frühstück üppiger ausfällt und es schließlich zu Übergewicht kommen kann. Doch besonders stark ist die Gesundheit des Gehirns gefährdet.
Schlafmangel kann zu Alzheimer führen
Eine Studie, welche am 24. Mai 2017 veröffentlicht worden ist, hat gezeigt, dass die Nervenzellen im Gehirn vor allem nachts Abfallprodukte des Stoffwechsels abführen. Wenn ein chronischer Schlafmangel besteht, sammeln sich diese Abfallprodukte im Gehirn an und schädigen gesunde Neuronen und synaptische Verbindungen zwischen ihnen. Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr neu, weshalb sie noch weiter überprüft werden müssen. Falls die Ergebnisse in weiteren Studien bestätigt werden, bedeutet dies, dass Schlafmangel unmittelbar zu neurodegenerativen Erkrankungen führt. Dazu zählt insbesondere Demenz mit der Alzheimer Erkrankung als ihre bekannteste Form. Doch weitere neuronale Erkrankungen sind ebenfalls wahrscheinlich. Dazu könnte die Parkinson Erkrankung und sogar Epilepsie zählen. Tatsächlich gibt es auch für diese beiden Erkrankungen wissenschaftliche Studien, welche einen Zusammenhang zu Schlafmangel herstellen. Dadurch wird umso wahrscheinlicher, dass die Ergebnisse der aktuellen Studie korrekt sind. Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse vereinfacht formuliert: „Bei Schlafmangel frisst sich das Gehirn selbst auf.“
Wie wenig Schlaf ist Schlafmangel?
Die Frage, welche sich letztlich stellt, ist, wie viel Schlaf der Mensch benötigt um gesund zu bleiben. So wichtig diese Frage sein mag, so unmöglich ist sie zu beantworten. Der Bedarf an Schlaf ist nach wissenschaftlichen Schätzungen zu 60 % genetisch von mindestens über 20 Genen vorprogrammiert und ändert sich im Verlauf des Lebens. Zwar gelten 7 Stunden als verbreiteter Durchschnittswert, jedoch ist diese Zahl für jeden Einzelnen wertlos. Um heraus zu finden, wie viel Schlaf man benötigt, muss man ausprobieren, nach wie vielen Stunden man entspannt ohne Wecker wach wird. Dies geht jedoch nur, wenn der Körper seinen eigenen Schlafrhythmus finden kann. Dieser stellt sich jedoch erst nach rund 6 Wochen ein. Bei den meisten Menschen ist der natürliche Schlafrhythmus ohnehin gestört, da wir von der Gesellschaft zu ungesunden Schlafenszeiten gezwungen werden. Müdigkeit wird durch das Hormon Melatonin verursacht, dessen Konzentration sich bei Abwesenheit von kurzwelligem Licht langsam erhöht. Dadurch bedingt ist liegt die natürliche Uhrzeit, um die der Mensch müde wird bei etwa Mitternacht oder 1 Uhr früh. Entsprechend spät, nämlich durchschnittlich um 8 Uhr, sollten wir überhaupt erst das Bett verlassen und uns auf den Weg in einen ausgeschlafenen Alltag begeben.